Eine Reise zur Premiere des neuen Soloprogramms, das lasse ich mir als Gründer dieser Seite natürlich nicht nehmen. So heißt es auf ins kühle, aber frühlingshafte Elbflorenz: Hallo Dresden. Premiere von „Das Foreveryoungkonzert“ ist am Sonntagabend im Staatsschauspiel. Ein bekannter Ort, Grebe inszenierte hier bereits in den letzten Jahren unter anderem „Circus Sarrasani. The Greatest Show on Earth„ und „Baron Münchhausen„.

Der Künstler ließ sein Publikum bereits Tage vorher in die Vorproduktion, die Endproben blicken und postete mal wieder fleißig auf Instagram.
Auf der großen Bühne des Staatsschauspiels wartet eine Leinwand, Flügel und E-Piano. Zu Füßen des Flügels eine Plastiktüte und Wasser. „Wasser trinken. Wasser trinken“ war diesmal aber kein Motto und auch der beliebte Wassersprüher scheint nur bei Auftritten mit der Band im Gepäck zu sein. Die Reihen füllten sich zügig und pünktlich, um kurz vor sieben sitzt Techniker und Sidekick Franz Schumacher am Technikpult. Es kann losgehen.
Rainald Grebe fällt in ein Zeitloch und folgt einem rosa Kaninchen. Es sieht blutjung aus. Er sitzt immer noch am Klavier. Das siebte Solo -tick tick- das achte Weltwunder -tick- die dritten Zähne -tick- dass ich das noch erleben darf , und ewig grüßt das Murmeltier, Zeitschleife, Zeitumstellung, Zeit für Brot, ich bin uralt, ich bekomme jetzt Preise für mein Lebenswerk, eben war ich noch Newcomer, ich bin ich, ich bin: 52/ 14/ 95, bitte ankreuzen -tick- aber man ist so alt wie man sich fühlt -tick- ich fühl mich wie 102 -tick- seh aber jünger aus -tick- ich bin sterbenskrank geworden hatte Schlaganfälle und ging am Rollator, dem feinen Kassengestell -tick- und rollerte durch Berlin / durch Brandenburg / durch die ewigen Jagdgründe, und dachte, ich sterbe vor meinen Eltern, manchmal denk ich, ich bin schon tot, ich schau nochmal kurz auf der Erde vorbei, ein Besucher, und kuck, was die Menschen so treiben -tick- überhaupt die jungen Leute -tick- sind jetzt in der Mehrheit -tick- sie siezen mich. Welche Generation bin ich? Generation 27 68 89? X y z? Ich bin Generation Gleichzeitig, Generation Püree, Generation nurzuBesuch. Ich bin noch da. Und will noch bleiben. Ich versuch alles, um jung zu wirken, im Selbstversuch, ich will dazugehören zur werberelevanten Zielgruppe von 13-79. Ich geh zum Schönheitschirurgen, zur Kryotherapie, mache Abnehmen- im -Liegen, lasse mir Fettzellen großflächig mit Starkstrom zerstören, ich siede Seife aus meiner Plauze, ich mach mich auf den Weg zur ewigen Jugend. Wenn wir uns sehen, trag ich Windeln und hab Brei an der Backe. Meine Beerdigung im Kreissaal. Im 14. Jahrhundert hatten Eltern keine emotionale Beziehung zu ihren Kindern aufgebaut weil die meisten eh starben, sowas les ich grad, ich weiß noch nicht genau, wo das alles hinführt, aber wahrscheinlich zum Solo Nr 7 …
Pressetext staatsschauspiel-dresden
Im Joggingoutfit und mit Goldkettchen betritt Rainald Grebe die Bühne. Er ist gut gelaunt und lässt das Publikum an seinen Tipps teilhaben, wie man jung und fit bleibt. Auf der Leinwand zeigt er prominente Gegenbeispiele. Forever Young, bzw. Forever Punk darf nicht fehlen. Neben den grebetypischen Textgesängen gibt es neue Texte auf alte Melodien – Grebe recycelt etwas. Darf er auch. Im Dialog mit Franz Schumacher und der Bühnentechnik findet er seinen Platz wie eh und je, auch wenn die Tonleiter krankheitsbedingt kürzer als früher ist.
Ein Rückblick, Erinnerungen an alte Ideen, Projekte und Vergangenes. Der Künstler stöbert in seiner digitalen Vergangenheit und greift dabei aktuelles auf. Es gibt Hommagen an sich selbst, neue und bekannte Lieder. Nach den Zugaben fehlt mir der sonst in jedem Programm zu findende melancholische, ernste Text auf schöne Melodie. Vielleicht kommt er noch, denn Grebe hat den Abend selbst als Vorpremiere bezeichnet, es wird also noch gefeilt.
